Strahlend hält Alexa ihr Abschlusszeugnis und die orangefarbene Gerbera in der Hand. Dreieinhalb Jahre ist es her, dass Alexa bei ihrer Kinderdorffamilie aus Steinbach auszog und in Dresden erst einen Bundesfreiwilligendienst absolvierte und anschließend eine Ausbildung zur Pflegefachfrau begann. Nun hat sie den Abschluss in der Tasche.


Alexa strahlt über das ganze Gesicht. In ihren Händen hält sie das Abschlusszeugnis ihrer Ausbildung. Nun ist die 21-jährige ausgelernte Pflegefachkraft.

Als Alexa sieben Jahre alt war, kam sie gemeinsam mit ihrem Bruder in unser Albert-Schweitzer-Kinderdorf in die Familienwohngruppe nach Steinbach. Damals waren gerade zwei Plätze frei geworden, sodass die Geschwister nicht getrennt werden mussten. Grit, die Leiterin der Wohngruppe, nahm die beiden damals in Empfang. „Das Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist es einerseits, mit den Kindern und Jugendlichen einen ganz normalen Alltag zu leben“, sagt Grit. „Aber neben diesen alltäglichen Dingen wie Schule, Hausaufgaben und Zimmer aufräumen, steht andererseits auch die Aufarbeitung der Vergangenheit der uns anvertrauten Kinder.“

Das Kinderdorf als Chance

Kinder, die in unser Kinderdorf kommen, können aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in ihren Herkunftsfamilien leben. Dieses Schicksal teilen alle Kinderdorfkinder und jedes Kind muss bei der Bewältigung seiner Vergangenheit gut und professionell begleitet werden. „Dazu gehört auch, den Kontakt zu den leiblichen Eltern aufrecht zu erhalten, sofern diese das möchten und es gut für das Kind ist“, erklärt Grit. In Alexas Fall bestand immer ein stabiler Kontakt zu ihren Eltern. „Es ist so, als hätte ich zwei Familien. Und die im Kinderdorf ist wie eine Familie, die man sich aussuchen kann“, sagte Alexa damals kurz vor ihrem Auszug. Durch die Struktur, aber auch Dank der Geborgenheit und Wärme, die Alexa und ihre Kinderdorfgeschwister genießen konnten, entwickelte sich das Mädchen zu einer selbstbewussten Jugendlichen und toughen Erwachsenen. „Ich habe hier eine unglaublich tolle Chance bekommen, mich zu entwickeln. Wer weiß, ob alles so gekommen wäre, hätte ich den Platz damals nicht bekommen.“


Juli 2019, damals lebte Alexa in einer Einliegerwohnung des Kinderdorfes, um sich auf das „Alleine wohnen“ vorzubereiten.

Im Herbst 2019, kurz nach ihrem 18. Geburtstag, zog Alexa nach Dresden in ihre erste eigene Wohnung. Immer an ihrer Seite: Grit. Ob es um den Mietvertrag, Versicherungen oder den Stromanbieter ging, ihre Erzieherin und „zweite Mama“ stand ihr immer zur Seite. Nachdem Alexa erst einen Bundesfreiwilligendienst am Dresdner Uniklinikum absolviert hatte, begann sie 2020 eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Diese hat sie nun gemeinsam mit 21 anderen Schüler*innen erfolgreich beendet.

Eine enge Verbundenheit

„Alexa hat ihre Ausbildung mit einem tollen Zeugnis abgeschlossen“, sagt Grit, die bei der feierlichen Zeugnisausgabe dabei war. „Für mich war es ein sehr bewegender Moment, dieser Zeugnisausgabe beiwohnen zu dürfen – diesen besonderen Moment mit Alexa teilen zu dürfen.“

Nachdem Alexa nun auch diesen Meilenstein erfolgreich abgeschlossen hat, wird sie mit ihrem Langzeitfreund zusammenziehen, der in Brandenburg wohnt. „Ich habe dort in einem Krankenhaus eine Stelle bekommen“, freut sich Alexa. Auch diesen neuen Lebensabschnitt verfolgt Grit: „Ich bin unheimlich stolz auf sie. Darauf, dass Alexa all ihre Chancen genutzt hat und dass sie ihren eigenen Weg gegangen ist. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, dass wir immer noch so eng miteinander verbunden sind.“

Folgende Beiträge sind über Alexas Weg bisher erschienen:
September 2019, „Alexa wird erwachsen“
November 2019, „Wie eine Familie, die man sich aussuchen kann“
April 2021, „Auf eigenen Füßen“