Ein Ferienhaus auf der Alm, ganz abgeschieden von der Zivilisation. Ohne Strom und ohne Wasser. Klingt nach einem Abenteuer? Genau das dachte sich auch unsere Dresdner Kinderdorffamilie bei der Urlaubsplanung mit ihren sechs Kinderdorfkindern. „Wir haben uns ganz bewusst für diesen Urlaub entschieden, um mit unseren Kindern wirklich mal so richtig herunterzukommen, abzuschalten und uns auf das Wesentliche konzentrieren zu können“, sagt Kinderdorfmutter Konstanze. „Unser Ältester, damals 14 Jahre alt, hatte es anfangs nicht leicht, da es auf der Alm weder Empfang für sein Smartphone gab noch eine Steckdose, um den Akku zu laden. Aber nach ein paar Tagen hatte er sich gut damit arrangiert und neue Möglichkeiten gefunden, um sich zu beschäftigen.“

Der Tagesabschluss ist nicht verhandelbar

Den kleineren Kindern fiel das Ankommen leichter. „Es war für alle ein Erkenntnisgewinn, was alles notwendig ist, um für uns eigentlich Selbstverständliches zu bekommen“, erinnert sich die Kinderdorfmutter. „Für warmes Wasser beispielsweise, mussten wir erst Wasser aus dem Brunnen auf dem Grundstück holen und dieses dann über dem Feuer warm machen. Und für das Feuer war es nötig, Holz zu hacken. Unser Kühlschrank war ein kühler Raum und wenn abends die Sonne unterging, war es auch wirklich dunkel – Strom und Lampen gab es ja nicht. So hatte der Tag einen ganz natürlichen, nicht verhandelbaren Abschluss.“

Diese natürlichen Grenzen annehmen zu können, ist Übungssache. Schließlich sind wir es gewohnt, alles zu jederzeit zur Verfügung zu haben. Ablenkungen lauern an jeder Ecke. Doch besonders für Kinder mit AD(H)S oder Autismuserkrankungen kann das manchmal schnell zu viel werden. Das weiß Kinderdorfmutter Konstanze nur zu gut. „Gerade deswegen ist so ein Urlaub in der Abgeschiedenheit mal eine tolle Abwechslung zum Alltag. Es ist unglaublich, wie viel Kreativität Kinder entwickeln können, wenn sie durch nichts anderes abgelenkt werden können. Wir haben viel gemeinsam gespielt, Lieder gesungen und musiziert. Gleichzeitig waren auch alle stark gefordert von den Herausforderungen, die man sonst gar nicht mehr kennt. Damit ist der Strom gemeint, aber zum Beispiel auch das Planen: Wie viel muss ich einkaufen, wenn der nächste Laden sieben Kilometer weit weg ist? Habe ich auch wirklich das Tor zugemacht, damit nachher nicht die Kühe auf der Terrasse stehen? Das sind Dinge, über die man sich in einer großen Stadt wie Dresden sonst keine Gedanken machen muss“, lacht die Kinderdorfmutter.

Die Schönheit der Einfachheit

Nach den 14 Tagen komplett im Rhythmus der Natur war die Familie nicht nur entspannt und erholt, sondern auch dankbar. „Wir haben jeden einzelnen Tag genossen. Trotzdem war es schön, dann wieder nach Hause zu kommen, wo man einfach den Hahn aufdreht, wenn man sich die Hände waschen möchte und der nächste Laden direkt um die Ecke ist“, sagt Konstanze. Trotz der Einfachheit – oder vielleicht auch gerade deswegen – schwärmen die Kinder immer noch davon und würden jederzeit wieder nach Österreich fahren.

Die einzigen Nachbarn waren die Kühe, die ab und zu neugierig vorbeischauten.

Dieses Ferienhaus auf der Alm in Österreich war für zwei Wochen das Zuhause der Dresdner Kinderdorffamilie

Kein Mensch weit und breit. Das nächste Dorf war sieben Kilometer entfernt.