Kinder, die zu uns ins Kinderdorf kommen, haben in der Regel einen schweren Weg hinter sich. Dabei spielen seelische Belastungen eine Rolle, aber auch körperliche Einschränkungen. Mit viel Zuwendung, Geborgenheit, Struktur, Therapie und Liebe versuchen wir, kleinere und größere Defizite aufzuholen. Wenn das gelingt, ist jedes noch so kleine Erfolgserlebnis die schönste Bestätigung für unsere Arbeit.

In diesem Zusammenhang möchten wir eine kleine Geschichte von Mats erzählen. Mats* kam mit 1,5 Jahren in unsere Kinderdorffamilie nach Dresden. Schon damals war er entwicklungsverzögert. Später stellte sich heraus, dass Mats an einer Kreislauferkrankung sowie einer Muskelerkrankung leidet. Der Junge musste im Laufe seines Lebens immer wieder Operationen über sich ergehen lassen und war zeitweise an den Rollstuhl gefesselt. Eine Corona-Infektion des inzwischen 15-Jährigen im Frühjahr verschlechterte seinen Allgemeinzustand nochmals erheblich. „Wir waren kurz davor, Mats ins Krankenhaus einliefern zu lassen“, erinnert sich seine Kinderdorfmutter Konstanze. „Inzwischen gilt er zwar als genesen, aber so richtig fit ist er noch lange nicht. All diese Umstände tragen dazu bei, dass Mats oft lustlos ist und sich wenig zutraut“, sagt seine Kinderdorfmutter. „Wir müssen ihn meistens stärker motivieren als unsere anderen Kinder.“

An kleinen Dingen wachsen

In den Sommerferien hatte Mats nun aber ein absolutes Erfolgserlebnis, von dem er bis heute profitiert. Im Rahmen einer Ferienfahrt ging es für einen Tag in einen Kletterwald. „Mats wollte gar nicht erst mitkommen“, sagt Erzieher Markus, der die Gruppe begleitete und Mats von klein auf kennt. „Er hatte die Befürchtung, sowieso nicht genug Kraft und Ausdauer für diesen Parcours zu haben. Nach viel gutem Zureden kam er schließlich doch mit und entschied sich auch, einen Parcours zu versuchen.“ In zehn Metern Höhe wurde der Jugendliche plötzlich vom Ehrgeiz gepackt. „Er kletterte diesen anspruchsvollen Parcours Sage und Schreibe dreimal“, sagt Markus stolz. Stolz war auch Mats. Selbst der starke Muskelkater, der für eine Woche anhielt, konnte dieses Gefühl nicht schmälern.

Es sind diese vielen Kleinigkeiten, an denen die Erzieher*innen täglich gemeinsam mit den Kindern arbeiten. Mut zusprechen, Hilfe anbieten, vermeintliche Probleme oder Schwierigkeiten relativieren. Sein Erzieher sagte so passend: „Mats kämpft sich nicht gerade durchs Leben, aber wir geben ihm immer wieder Anstöße und Impulse.“ Umso schöner sind dann diese kleinen Erfolgserlebnisse.

„Es sind diese vielen Kleinigkeiten, an denen wir täglich gemeinsam mit den Kindern arbeiten“, sagt Markus. „Mut zusprechen, Hilfe anbieten, vermeintliche Probleme oder Schwierigkeiten relativieren. All das macht unsere Arbeit aus und sie so bereichernd.“

Kinder, die zu uns ins Kinderdorf kommen, haben in der Regel einen schweren Weg hinter sich. Dabei spielen seelische Belastungen eine Rolle, aber auch körperliche Einschränkungen. Die Kinder immer wieder zu motivieren, ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit.