Wer hat Lust, sich einmal zu gruseln? Unsere 12-jährige Fine hat eine kleine Gruselgeschichte zu Papier gebracht. In „Die Villa“ geht es um eine Familie, die unverhofft das alte Haus des Großvaters Haus erbt – direkt neben einem Friedhof. Kaum in das neue Heim eingezogen, bemerken die Kinder merkwürdige Geräusche. Vor allem in der Nacht scheint ein Geist sein Unwesen zu treiben. Was will er? Und wie kriegen sie ihn wieder los?
Viel Spaß beim Gruseln…
Das Bild anklicken oder dem Link folgen, um die illustrierte Geschichte zu lesen: Gruselgeschichte Fine
24.03.2021 ,15.00 Uhr
Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen. Im Büro des Notars war eine aufgebrachte Stimmung: „Werter Herr Müller, so sagen Sie mir bitte nochmal, wie Sie zu diesem Testament gekommen sind.“ Herr Müller fing an zu reden: „Also ich wollte gestern früh beim Bäcker Brötchen holen. Es war arschkalt. Da fiel mir ein, dass ich von meinem verstorbenen Großvater noch einen dicken Wintermantel hatte. Ich wollte ihn von seinem Haken holen, da ist er aber hängengeblieben und ist aufgerissen. Da fiel auf einmal ein Zettel aus dem Fell von der Jacke.“ „Lesen sie ihn mal vor. Bitte.“, sagte der Herr Notar. „Okay. Also: Mein lieber Sohn, du hast eine Villa neben einem kleinen Friedhof geerbt. Ohne Schulden. Viel Spaß mit deinen Kindern und deiner Frau. Grüße. Großvater.“
28.03.2021
Als sie vier Tage später den Kiesweg zur Villa hochfuhren, meinte Herr Müller: „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir eine Villa geerbt haben.“
Zehn Minuten später, oben am Berg angekommen, sahen alle ein schreckliches Schauspiel: Umgekippte Bäume, ein ganzer Urwald aus Unkraut und Pflanzen. Und dann noch ein Friedhof hinter dem Garten. Julius – ein schlanker, blonder und sportlicher zwölf Jahre alter Typ – seine kleine Schwester Ina – auch sehr sportlich und mit blonden Zöpfen – und die größte von allen, Chantalle – sportlich und langes blondes Haar – fanden es sehr merkwürdig, dass der Großvater von Herrn Müller hier gewohnt haben sollte. „Schatz“, trällerte Frau Müller: „Hast du den Schlüssel für die Villa?“ Herr Müller grummelte: „Jaja, hab ihn. So und jetzt geht’s rein. Los.“
28.03.2021, 21.00 Uhr
Als Julius abends im Bett lag, musste er nochmal über den Tag nachdenken. Erst eine halbe Stunde Autofahrt und dann eingezogen. Er dachte noch sehr lange nach, doch dann musste er eingeschlafen sein.
29.03.2021, 2.00 Uhr morgens
Julius wachte auf und guckte auf seinen Wecker. 2.00 Uhr las er. Irgendwas hatte ihn doch gerade eben aufgeweckt. Seine Tür knarrte. Er erschrak. Es war zum Glück nur Ina. „Was ist los?“, fragte Julius. „Ich habe was gehört“, jammerte Ina. Wie sie dastand: blauer Schlafanzug, blaues Kuscheltier, immer blaue Bänder in den Haaren, sogar in dem alten Zimmer war die Wand blau gewesen. Bei ihr war alles blau. „Ich habe auch etwas gehört“, flüsterte Julius. Sie wollten gerade weiterreden, als sie ein Zischen hörten. Was war das? Eine grüne Nebelwolke kam zum Vorschein. Ina zitterte am ganzen Körper. Und als dann der Geist auch noch zu sprechen begann, waren die ihre Nerven endgültig zu Ende. Sie jammerte und zitterte noch mehr. Der Geist redete und es klang so schaurig, dass den beiden Kindern das Herz in die Hose rutschte. „Was habt ihr in meinem Haus zu suchen? Wo ist der andere Besitzer von diesem Haus? Verschwindet!“ Ina jammerte: „Ich möchte weg.“ Die grüne Nebelwolke verschwand. Nachdem sie noch lange wach gelegen hatten, schliefen die beiden Kinder ein und hatten eine unruhige Nacht.
31.03.2021
Am Frühstückstisch ging alles ruhig zu. Man hörte bloß das Schmatzen der Familie.
In der Nacht aber spukte es schon wieder. Geisterstimmen, grüner Qualm und unheilvolles Uhrenticken. Julius und Ina gruselten sich so, dass ihre Haare zu Berge standen.
Beide rannten in das Schlafzimmer der Eltern. „Mama! Papa! In unserem Zimmer war ein Geist. Es war …“, rief Julius und wurde von seiner Schwester unterbrochen: „Es ist keiner da“, raunte Ina. Plötzlich regte sich etwas im Bett. War es Frau Müller oder nicht? Aus dem Bett guckte … Nein! Das konnte nicht sein! Beide Kinder schrien auf, als ein grünes Etwas aus dem Bett guckte. Es hatte rote Augen, die aufleuchteten. Ina und Julius rannten weg und sie waren so schnell, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Und das stimmte ja auch. Es rannte etwas hinter ihnen her. Der Teufel hatte aber einen Nachteil: Der dicke Speck, den er um die Beine hatte, machte ihn langsamer.
Die beiden Kinder hatten einen sehr großen Vorteil: Da die ganze Familie Langstreckenlauf machte, waren sie sehr schnell. Julius rannte und versteckte sich hinter einer Säule.
Als das grüne Etwas vorbeigerannt kam, nahm Julius all seinen Mut zusammen und stellte ihm ein Bein. Er wollte auf jeden Fall seine Schwester retten. Das grüne Etwas flog gegen eine Kiste. „Komm!“ sagte Julius zu Ina. Sie rannten zu Julius ins Zimmer und sprangen unter die Bettdecke. Sie wollten sich gerade eben wieder beruhigen, als die Tür aufging. Sie schrien auf und krochen unter das Bett. Aber so sehr sie auch guckten, es war niemand zu sehen. Es dauerte sehr lange, bis beide Kinder eingeschlafen waren.
Am nächsten Morgen, 01.04.2021
„Mama! Papa! Wo wart ihr in der letzten Nacht? Wir haben euch schon gesucht“, klagte Ina. „Wir … äh … wir waren im Garten“, meinte Herr Müller. Herr Müller wollte so schnell wie möglich das Thema wechseln. „So, was machen wir denn heute? Also ich gehe heute zu meinem besten Freund.“ Frau Müller sagte: „Chantalle und ich werden shoppen gehen.“ Julius fragte Ina, ob sie mit ihm zu Hause bleiben möchte. Chantalle und Frau Müller gingen los. Herr Müller lief runter in die Stadt.
Julius und Ina saßen auf dem Bett von Julius und spielten UNO. Ina wollte gerade UNO sagen, als sie etwas scheppern hörten. Beide erstarrten. Julius und Ina rutschte das Herz in die Hose. „Dort ist jemand“, hauchte Julius. Er lugte vorsichtig um die Zimmerecke.
Julius schlich raus. Am Treppengeländer machte er halt. Da war wirklich jemand. „Was mache ich jetzt nur“, dachte er.
„Ich muss unbedingt meine Schwester retten.“ Julius tropfte der Angstschweiß von der Stirn herunter. Plötzlich hatte er eine Idee.
Neben ihm lag ein Buch auf einer Kommode. Er nahm es und schleuderte es mit aller Wucht die Treppe runter. Getroffen! Das grüne Etwas jaulte auf. „Aua! Das wird eine schöne Beule!“, sagte das Etwas. Vom Lärm angelockt kam Ina zur Treppe. Die Stimme kam Julius sehr bekannt vor. Julius stockte der Atem. „Papa? Bist du das?“. Das Etwas riss seine Maske herunter. Zum Vorschein kam Herr Müller. „Warum bist du nicht bei deinem Freund? Du warst das mit dem Spuk? Aber warum?“, fragte Julius. Sein Vater nickte. „Es ist erster April. Das war unser Aprilscherz. Die ganze Familie hat mitgemacht.“ Er lachte.
Ina und Julius fanden das gar nicht witzig. Sie waren so wütend. „Wegen euch haben wir uns jede Nacht zu Tode erschreckt!“ Die Tür knackte. Frau Müller und Chantall kamen herein.
„Und? Wissen es die beiden? Das war übrigens meine Idee“, sagte Chantalle. Papa nickte. Ina funkelte ihre große Schwester an. „Na warte, das hat ein Nachspiel!“, zischte Ina.
Nachdem sich alle beruhigt hatten, gab es heißen Kakao und Kaffee. „Wer möchte Kekse?“, fragte Ina. Sie zwinkerte Julius zu, der zwinkerte zurück. Chantalle biss als erste rein, verzog das Gesicht und spuckte alles auf den Tisch. „Pfui Spinne, was ist das denn!?“ „Salzkekse“, sagte Julius grinsend.
Alle lachten und hatten noch viel über die letzten Tage zu erzählen.
Die Villa wurde erneuert, gestrichen und alles neu eingerichtet, so dass es eine richtig schöne Traumvilla wurde.