Die Weihnachtszeit ist voller Wunder und Zauber. Auch in unseren Kinderdörfern ist dieses magische Knistern spürbar. Die Kinder sind voller Vorfreude, Plätzchenduft liegt in der Luft und die Häuser werden bunt geschmückt. Dabei gestaltet jede Kinderdorffamilie ihr Weihnachtsfest so individuell wie die Menschen es sind, die darin leben.

Dieser Artikel erschien in der Kinderland-Ausgabe 04/2019.

Das erste Weihnachtsfest als Kinderdorffamilie

Ein ganz besonderes Weihnachten erlebte 2018 Jahr Familie Töppner. Denn die Kinderdorfmutter war frisch mit ihrem Mann, den eigenen Kindern und den beiden Familienhunden in unser Kinderdorf eingezogen. „Mit den vier aufgenommen Kindern feierten wir also unser erstes Fest als XXL-Großfamilie“, sagt Claudia Töppner. „Es lief alles ganz entspannt ab – beinahe so, als wäre es nie anders gewesen.“

Abseits vom Trubel, den das Weihnachtsfest oft mit sich bringt, überlegte sich Frau Töppner für ihre Bande etwas ganz Besonderes: sie feierten „Tierweihnachten“. „Gleich nach dem Frühstück zogen wir uns warm an und spazierten in die benachbarte Dresdner Heide. Dort brachten wir den Tieren des Waldes Geschenke. Sonnenblumenköpfe, Äpfel, Nüsse, Möhren… Eben alles, worüber sich Tiere im Winter freuen, wenn sie sonst nicht viel finden.“ Die Kinderdorfmutter vermittelt ihren Kindern auf diese Art und Weise nicht nur Nächstenliebe, sondern auch das Wissen darüber, was Wildtiere brauchen. „Durch unsere beiden Hunde haben unsere Kinder sowieso ein sehr inniges Verhältnis zu Tieren. Mit der „Tierweihnacht“ rannten wir bei ihnen also offene Türen ein. In diesem Jahr wird sich die Kinderdorffamilie am 24. Dezember wieder auf den Weg machen, um Rehen, Wildschweinen, Füchsen und Co. gesunde Leckereien zu bringen.

Wissens- und Wertevermittlung

Familie Nadler pflegt eine ganz andere Tradition: Seit vielen Jahren gehen die Kinder mit ihrem Kinderdorfvater in den Wald und schlagen ihren eigenen Weihnachtsbaum. „Das Baumschlagen ist ein wichtiges Ritual, das Zusammenhalt und Teamwork erfordert“, sagt Kinderdorfmutter Konstanze Nadler. „Schließlich müssen sich alle auf einen Baum einigen, ihn mit vereinten Kräften sauber schlagen und heil nach Hause bringen.“ Anschließend wird der Baum gemeinsam im Kreis der Kinderdorffamilie geschmückt. „Auf einen ‚sterilen‘ Baum in Einheitsrot mit Silber legen wir hier keinen Wert“, lacht die Kinderdorfmutter. „Im Gegenteil: Jedes Kind darf auch Selbstgebasteltes an den Weihnachtsbaum hängen. So sieht er jedes Jahr anders aus – aber immer bunt, lebendig und fröhlich.

Doch noch etwas anderes liegt der Kinderdorfmutter am Herzen: „Die Kinder sollen wissen, warum wir Weihnachten feiern. Wir schenken uns nichts um des Schenkens willen, sondern weil wir die Geburt des Jesus-Kindes feiern, das von den Heiligen drei Königen beschenkt wurde. Und genau das vermitteln wir unseren Kindern auch Jahr für Jahr.“ Dazu gehört bei der Kinderdorffamilie ebenfalls ein Besuch des Gottesdienstes zu Heiligabend. Doch Mutter Konstanze erklärt: „Ob man kirchlich ist oder nicht, spielt bei diesem Thema eine untergeordnete Rolle. Hier geht es vor allem um Allgemeinbildung und einer Wertevermittlung. Als Kinderdorfmutter ist mir diese Wertevermittlung sehr wichtig und auch im Sinne unseres Namenspatrons Albert Schweitzer.“