Für viele Kinder gehört ein Feriencamp zu den Sommerferien, wie Streusel auf ein Erdbeereis. Aber was passiert, wenn sich kein Camp finden lässt, weil es nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Autisten abgestimmt ist? Oder auf schwer traumatisierte Kinder?

Im Kinderdorf Sachsen hat es so einen Fall gegeben: Für drei Kinderdorfkinder (9, 12 und 13 Jahre alt) mit besonderen Bedürfnissen ließ sich kein Camp finden. „Normale Feriencamp-Anbieter kommen hier schnell an ihre Grenzen“, erklärt Erzieher Markus. „Einer der Jungs trug ein enormes Aggressionspotential in sich. Wenn man da als Betreuer nicht weiß, wie man in gewissen Situationen reagieren muss, wird es schnell brenzlig.“

Schließlich hatte der Erzieher die zündende Idee. Diese verschlug ihn und das ungleiche Trio in die Stille des Waldes. „Ich habe ein kleines eigenes Grundstück im Erzgebirge“, sagt Erzieher Markus. „Das ist abgelegen und mitten im Wald – ideal für unser Vorhaben.“ Der Plan: Sie wollten ihre eigenen Hütten auf dem Grundstück bauen und die ganze Zeit an der Luft verbringen. „Für zwei Jungs war das Bauen der Hütten schon eine Herausforderung. Etwas gemeinsam zu tun, war nicht gerade deren Stärke“, schmunzelt Markus.

Letztlich wuchsen sie aber über sich hinaus und wuppten nicht nur den Bau der Hütten gemeinsam, sondern auch die Nächte im Freien. „Die können nämlich ganz schön gruselig sein – im dunklen, stillen Wald“, sagt Markus. „Und ausgerechnet der Junge, der sonst gerne große Sprüche auf Lager hat, wollte dann gern mit in die Hütte eines anderen Kindes.“ Was für eine Überraschung, dass der Autist in der Gruppe einwilligte, sein Nachtlager zu teilen – war ihm zu viel Nähe sonst eher unangenehm.

„Insgesamt verbrachten wir drei Tage im Wald“, sagt Erzieher Markus. „Und es war eine super Zeit ganz unter dem Motto „Natur“: Wir machten selbst Feuer und bereiteten darüber unser Essen zu. So lernten die Jungs nebenbei, immer auf das Feuer zu achten. Es sollte ja nicht ausgehen. Außerdem bauten wir ein Luftschiff, das nur mit Sonnenenergie angetrieben wurde. Ansonsten stand viel Bewegung auf der Tagesordnung. Es lief die ganze Zeit über nahezu harmonisch – es gab nicht eine schwierige Situation.“

Wie gut, dass in unserem Kinderdorf solche engagierten Erzieher arbeiten. Ohne diesen Einsatz, wären die drei Jungs nicht in den Genuss eines Feriencamps gekommen.