Alexa war sieben Jahre alt, als sie mit ihrem jüngeren Bruder ins Albert-Schweitzer-Kinderdorf nach Steinbach kam. Dort lebten sie in einer Wohngruppe gemeinsam mit fünf weiteren Kindern. Nun wird Alexa 18 und der Tag des Auszugs naht. In einer Einliegerwohnung des Vereins trainiert sie das alleine Wohnen. Wie sich Alexa auf das Leben nach dem Kinderdorf vorbereitet und was ihre Pläne für die Zukunft sind, erzählt sie uns im Interview.
Wie geht es dir bei dem Gedanken, deine Kinderdorffamilie bald verlassen zu müssen?
Natürlich bin ich traurig, bald nicht mehr hier zu wohnen. Ich werde meine Erzieher und Dorfgeschwister unglaublich vermissen und so oft es geht besuchen. Aber vor dem Umzug an sich habe ich keine Angst. Ich wohne ja nun schon seit fast einem Jahr alleine in der Einliegerwohnung. Und vorher habe ich für ein Jahr allein die obere Etage unseres Kinderdorfhauses bewohnt. Ich konnte mich also schrittweise darauf vorbereiten und war irgendwann sogar froh, nicht mehr in dem Gewusel mit den anderen Kindern zu sein.
Wie kann man sich dein Leben in der Einliegerwohnung vorstellen? Musst du auch alleine einkaufen und Wäsche waschen?
Ja, das gehört alles mit dazu. Später hilft mir ja auch keiner. Wäsche waschen musste ich allerdings schon ab 14 Jahren im Kinderdorf. Wir werden von Anfang an zu Selbstständigkeit erzogen, damit uns der Schritt ins Alleine wohnen später nicht so schwer fällt.
Und wenn du einmal krank bist?
Dann gehe ich auch ganz alleine zum Arzt bzw. fahre mit dem Bus dahin. Ich habe auch fast alle Möbel in der Wohnung hier alleine aufgebaut und organisiere den Weg zur Arbeit selbst. Klar, wenn ich Hilfe brauche, kann ich jederzeit zu den Erziehern gehen. Aber ich denke mir immer: ‚Später muss ich es auch alleine schaffen.‘ Dieser Gedanke spornt mich unglaublich an.
Gerade absolviertest du dein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Politik bei der Deutschen Kinder und Jugendstiftung. Möchtest du in diesem Bereich bleiben oder hast du andere Pläne für die Zukunft?
Ich würde sehr gern weiterhin dort arbeiten. Die Arbeit macht Spaß und die Menschen sind so unglaublich nett und aufgeschlossen. Als ich meinen Kollegen erzählt habe, dass ich in die Einraumwohnung des Kinderdorfes ziehe, haben sie mir sofort Möbel und andere Dinge angeboten. Davon habe ich liebend gern Gebrauch gemacht: Nun habe ich ein Regal im Badezimmer, einen Kleiderständer, einen Wasserkocher und auch neue Klamotten.
Aber, wie das eben so ist, das FSJ endet nach einem Jahr. Danach möchte ich eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in Dresden machen. Da mir zur Zulassung zu dieser Ausbildung aber ein Praktikum im Bereich Pflege gefehlt hat, mache ich vorher noch ein halbes Jahr meinen „Bufdi“, also den Bundesfreiwilligendienst, in diesem Krankenhaus.
Von dem kleinen Gehalt als Bufdi kannst du dir aber keine Wohnung in Dresden leisten.
Das stimmt, aber das Jugendamt hat mir hier schon Hilfe zugesagt. Die werden die Miete zumindest für die Zeit des Bundesfreiwilligendienstes tragen. Wie es dann weitergeht, muss ich sehen. Große Sorgen mache ich mir aber erst einmal nicht. Das einzige, wovor ich Bammel habe, sind Dinge wie Versicherungen, Strom, Internet … Dann sage ich mir aber: Es gibt immer einen Weg und andere Jugendliche in meinem Alter schaffen es schließlich auch.