Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind zentrale Themen des 21. Jahrhunderts. Auch in unseren Kinderdörfern spielen gesunde Ernährung, Müllvermeidung und Ressourcenschonung eine große Rolle. Bei Kinderdorffamilie Ott aus Dresden nehmen diese Themen einen wichtigen Platz im Alltag ein.

Noch ist es im Garten der Dresdner Kinderdorffamilie Ott vergleichsweise ruhig. Gerade erst haben sich die ersten Frühblüher den Weg durch die Erde gebahnt. Die weißen Schneeglöckchen, gelben Winterlinge und lila Krokusse gelten als die Vorboten des Frühlings und kündigen an, welch reges Treiben hier bald wieder herrschen wird. Denn der Garten der Kinderdorffamilie dient keineswegs allein der Zierde. Alles, was hier wächst, ist gut durchdacht. „Es ist uns wichtig, unseren Kindern (den aufgenommen sowie den leiblichen) Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein nahe zu bringen“, sagt die ehrenamtliche Kinderdorfmutter Barbara Ott.

Vor zwölf Jahren bezog sie gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Töchtern das Kinderdorf-Haus in Dresden. Barbara und Ulrich Ott sind ausgebildete Sozialpädagogen. Während Kinderdorfvater Ulrich beim Verein als Hausvater angestellt ist, arbeitet Barbara neben dem Job als Sozialarbeiterin freiberuflich als Umweltpädagogin. Sie führt Interessierte auf Kräuterwanderungen durch Wald und Wiesen oder gibt Kurse in Schulen. „Mein Wissen fließt natürlich in die Arbeit im Kinderdorf mit ein“, sagt die Pädagogin. „Die Vermittlung von Nachhaltigkeit funktioniert bei uns zu einem großen Teil über das Thema Ernährung bzw. dem Erleben von Anbau und Ernte.“

Kräuterkunde im eigenen Garten

Im Laufe der Jahre lernten die Kinder bei Familie Ott vieles über heimisches Obst und Gemüse. So bauten sie etwa im Garten Tomaten an und ließen dabei keinen Schritt aus: Von der Aussaat über das Pikieren, bis zum Auspflanzen im Garten, der Ernte und der Verarbeitung war alles dabei. „Im Gewächshaus konnten wir in den vergangenen Jahren auch Gurken und Salat anbauen. Auf dem Kräuterbeet lernten die Kinder außerdem frische Kräuter, wie z.B. Thymian, Rosmarin, Vogelmiere, Giersch oder Rapunzel und deren Verwendung kennen. Sie haben gelernt daraus Kräuterbutter und -Salz, Wiesenbowle, Brennnesselchips und Kräuterquark oder -Dip selbst herzustellen. Sie können Soßen zubereiten und mit einheimischen Kräutern würzen.“ Außerdem wachsen im Garten der Familie Kürbisse und Zucchinis, sowie heimisches Obst und Beeren. Die daraus hergestellte leckere Marmelade darf auf dem Frühstückstisch nicht fehlen.

Und auch beim Einkaufen versuchen Barbara und Ulrich Ott stets als Vorbild zu fungieren: „Wir kaufen gern regionale Produkte. Fleisch beziehen wir vorwiegend von Landwirten, die wir kennen.“

Ein Paradies für Bienen

Im Sommer summt und brummt es im selbstgebauten Insektenhotel der Otts. Auch auf der naturbelassenen Wiese fühlen sich viele Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge wohl. Doch der vermeintliche Wildwuchs stößt mitunter auf Kritik und die Umweltpädagogin erntet so manches Kopfschütteln der Nachbarn. „Es liegt eben im Auge des Betrachters, was als schön empfunden wird. Die einen mögen englischen Rasen, wir mögen lila blühenden Wiesensalbei mit weißer Schafgarbe und Wiesenkümmel.“

Die umweltbewusste Erziehung der Kinder trägt Früchte. Sie wissen, wann es welches Obst und Gemüse gibt und wie viel Arbeit dahintersteckt, es erfolgreich zu ernten. Und: Wissen Sie, wie toll Plinsen mit selbst hergestellten Apfelmus schmeckt?

Sie (er)kennen Kräuter und haben gelernt, Speisen daraus zuzubereiten. „Dieses Wissen möchte ich wie eine kleine Schatzkiste weitergeben, Freude mit den Pflanzen umzugehen, mit Phantasie zu experimentieren. Es gibt immer wieder neues zu entdecken, auch wenn man denkt, schon viel gelernt zu haben.“

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