Aufgeregt tritt Emily* von einem Fuß auf den anderen. Die Haare sind schick frisiert, das liebevoll ausgesuchte Kleid sitzt perfekt. Gleich macht sie sich mit ihren Kinderdorf-Eltern, Claudia und Axel, auf den Weg zur lang ersehnten Schuleinführungsfeier in ihrer neuen Grundschule. Emily ist nun die Große – der Kindergarten liegt hinter ihr und vor ihr eine neue, aufregende Zeit. Als Emily von Mama Claudia die Zuckertüte überreicht bekommt, strahlt sie über das ganze Gesicht. In diesem Moment wirkt sie wie ein ganz normales Kind, das sorglos seinen Schulanfang feiert.

Dass in Emilys Leben aber doch nicht alles so ist, wie bei ihren Mitschüler*innen, wird spätestens am Nachmittag klar, als ihre leiblichen Eltern kurzfristig absagen, an der Feier teilzunehmen. Emily ist traurig, sie hatte sich gefreut, Mama und Papa an diesem besonderen Tag zu sehen. Ihre Kinderdorfmutter Claudia fängt die Kleine auf und tröstet sie. Durch den Trubel ist der Kummer vorerst schnell vergessen. Außerdem ist Emilys leibliche Oma da und die hat eine ganz besondere Überraschung dabei: einen Zuckertütenbaum für die ganze Bande.

Ein Fest für alle

In ihrer Kinderdorffamilie hat Emily fünf Geschwister. Einer davon, Tyson, ist ihr leiblicher Bruder. Sie alle teilen das Schicksal, nicht bei ihren Herkunftsfamilien aufwachsen zu können. Aber ihre Kinderdorfeltern Claudia und Axel tun alles, damit sich die Rasselbande wohlfühlt und auch ein Tag wie die Schuleinführung zu einem ganz besonderen Erlebnis wird. Der Hausvater hat für Emily einen tollen Kuchen gebacken, die Erzieherin Saskia Dekoration gebastelt, abends wird bei der Kinderdisco ausgelassen getanzt. „Auch unsere beiden Erzieherinnen waren bei der Party mit dabei“, sagt Hausmutter Claudia und fügt hinzu: „Und dass, obwohl nur eine im Dienst war. Die andere hatte eigentlich frei. Aber in unserer Kinderdorffamilie sind sich alle so ans Herz gewachsen, dass keiner sich vorstellen kann, an so einem wichtigen Tag zu fehlen.“

Leos Begleitung: zwei Mamas

In einer ähnlichen Familienbande wurde auch die andere Schuleinführung in unserem Kinderdorf organisiert. Denn auch für Leo* hieß es am 29. August: „Tschüss Kindergarten, hallo Schule!“ Und weil die gute Fee der Familie, Melanie, für ihr Leben gern bastelt, näht, kocht und backt, hat sie einen Großteil der Vorbereitungen getroffen. Jedes der Kinderdorfgeschwister bekam eine selbstgenähte Geschwisterzuckertüte gefüllt mit kleinen Naschereien, Badezusätzen, Haargel für die großen Jungs und Lippenpflegestifte für die Mädchen. Außerdem bereitete Melanie Zuckertütenkekse und Snacks für den großen Tag vor und bastelte Girlanden. „Es ist der zweite Schulanfang, den ich begleite, seit ich im Kinderdorf arbeite“, sagt Melanie. „Und es macht mir unglaublich viel Freude, bei den Vorbereitungen helfen zu können.“

Zum Fest begleitet wurde der stolze Schulanfänger Leo von seinen beiden Mamas – seiner Kinderdorfmutter Konstanze und seiner leiblichen Mutter. „Es ist toll, wenn die Herkunftsfamilien den Kontakt zu ihren Kindern halten und bei solchen wichtigen Ereignissen dabei sind“, sagt Kinderdorfmutter Konstanze. „Leo war sehr glücklich an diesem Tag und hat auch die Feier im Anschluss in vollen Zügen genossen.“

„Danke, es war so schön!“

 Die Feier am Nachmittag, so hatte Leo es sich gewünscht, fand auf dem Probsthof im Kummer statt. „Auf dem Erlebnisbauernhof gibt es viele Spielmöglichkeiten für jedes Alter“, schwärmt die Kinderdorfmutter. Das ist wichtig, leben in der bunten Familie immerhin Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren. „Auch die Tiere des Hofes konnte man besuchen. Später durften die Kinder sogar noch auf einem Esel oder Pferd reiten“, erzählt Mama Konstanze weiter. „Beim Picknick kamen dann Melanies Zuckertütenkekse und andere Leckereien zum Einsatz.“ Der wunderschöne Tag endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, den die Kinderdorffamilie auf der Rückfahrt im Auto beobachtete. „Mama und Papa“, sagte Leo verträumt, „danke für den tollen Tag! Es war so schön!“ Am nächsten Tag luden Leos leibliche Eltern ihren Sohn in den Zoo ein, wo er ebenfalls einen schönen Tag verbrachte.

Emily und Leo werden sich noch lange an ihre gelungene Schuleinführung erinnern. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen bedanken, die zum Gelingen einen Teil beigetragen haben! Danke an alle Helfer*innen für die gebastelte Dekoration, zubereiteten Snacks, geflochtenen Haare und dem Halten kleiner nervöser Händchen. Und danke, liebe Spender*innen, die uns finanziell unterstützt und damit den beiden Erstklässlern bei ihrem Start ins Schulleben geholfen haben.

*Namen geändert.

Noch mehr Bilder gibt es in unserer Bildergalerie.